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Camilla Jensen

Meine Misosuppe

Nr 230 | Februar 2019

Miso ist der japanischen Mythologie nach eine Gabe der Götter an die Menschheit für immerwährende Gesundheit und ein langes und glückliches Leben. Und es ist tatsächlich kaum möglich, sich gestresst zu fühlen, wenn man den Tag mit einer Schale dampfend heißer Misosuppe beginnt. Der reinste Balsam für Leib und Seele, für Nerven und Gelenke, Geduld und Laune. Miso ist eine fermentierte (vergorene), hauptsächlich auf Soja oder Reis basierende Paste (auch Püree), aber es gibt auch Mugi-Miso und Varianten aus Hirse, Kichererbsen, Adzukibohnen und anderen Hülsenfrüchten. Die Zutaten durchlaufen einen Gärungsprozess, bei dem ein ungewöhnlich gesundes, geschmacksintensives Produkt voller wertvoller Mikroorganismen herauskommt. Miso ist also lebendige Nahrung, die behutsam behandelt werden muss, damit die Mikrokulturen nicht beschädigt werden oder sterben. Darum darf Misopaste nicht gekocht werden. Außerdem würde sie dabei den guten Geschmack einbüßen. Miso stärkt das Immunsystem, wirkt stimulierend auf die Verdauung und enthält darüber hinaus Proteine, Vitamin K und B, Mineralstoffe und Spurenelemente. Wenn Sie dann die Suppe noch mit wertvollen weiteren Zutaten be­reichern, haben Sie eine kleine Wundermahlzeit, die Sie lange zufrieden machen wird.
Meine Misosuppe ist jedes Mal ein bisschen anders – je nachdem, welche Zutaten ich im Haus habe. Die Basis ist kochendes Wasser, eine Misosorte, etwas Salz, z.B. etwas Fischsoße, Gemüsebrühe oder Tamari. Dazu gebe ich, was ich an knackig frischen Gemüsen zur Hand habe, Mungobohnen­sprossen, Algenfäden, geriebenen Ingwer, Chili, eventuell ein Ei, Tofu, Cashewkerne oder Bio-Huhn.

Eine Portion Alltagsmiso kann z.B. so aussehen:

• eine Schüssel kochendes Wasser
• 1 EL Misopaste
• 2 EL Fischsoße oder Tamari
• frischer Ingwer (ca. 4 cm), geschält
• 5 frische, lange, grüne Bohnen, abgespült
und in schräge Streifen geschnitten
• 1 EL Frühlingszwiebeln, fein gehackt
• 1 kleine Handvoll ­Cashewkerne
• 1 kleine Handvoll Arame-Algen
(dünne, dunkle Algenfäden, die es in
Naturkostläden oder asiatischen Läden gibt)
• nach Geschmack etwas rote und grüne
Chili­schote, fein gehackt

Wasser aufkochen und in eine große Suppenschale füllen. Misopaste einrühren, Tamari oder Fischsoße zufügen, Ingwer reiben und gut mischen. Die restlichen Zutaten einstreuen, umrühren und genießen … in aller Ruhe und Gemächlichkeit.

Eine Schale Misosuppe am Tag über einen Zeitraum von ein paar Wochen regeneriert auch die Darmflora nach einer Antibiotika­behandlung!